WORLD VOYAGER Schiffsbewertung
kleines Kreuzfahrtschiff WORLD VOYAGER
WORLD VOYAGER kleine Kreuzfahrtschiffe
Im Juni 2021 waren wir mit der WORLD VOYAGER in der Inselwelt der Azoren unterwegs. Der Anfang des Jahres in Dienst gestellte Neubau war auf Grund von pandemiebedingten Umständen mit 60 Passagieren d.h. nur zu 30% belegt. Diese kamen aus dem deutschsprachigen Raum und hatten ein Durchschnittsalter von ca. 65 Jahren.
Die WORLD VOYAGER hat als Neubau dieser Größe ein Alleinstellungsmerkmal und ermöglicht das Anlaufen kleiner Häfen. Es bleibt abzuwarten, ob Nicko Cruises die Vorteile eines kleinen Kreuzfahrtschiffs ausspielen und die etwas eingeschränkteren Unterhaltungsmöglichkeiten aufwiegen kann.
Das öffentliche Leben spielte sich überwiegend auf Deck 4 ab, wo sich im Heck das Restaurant befand. Ein großer Außenbereich, der größtenteils überdacht war, ermöglichte es, Mahlzeiten draußen einzunehmen. Im vorderen Bereich von Deck 4 gab es eine Lounge und ein Theater, das für Vorträge genutzt wurde.
Auf Deck 7 befand sich eine Observation Lounge, die dank einer Glaskuppel in der Decke lichtdurchflutet war und nach vorne einen schönen Blick über das Vorschiff bot.
Besonders gut gefielen uns die Außenbereiche der WORLD VOYAGER. Vor der Observation Lounge standen zahlreiche Loungesessel mit Fußbänken bereit. Zwei Decks tiefer konnte man das Vorschiff bis zum Bug begehen. Eine geschwungene Sitzbank bot sich dort für längere Aufenthalte an. Am Heck gab es zwei halb überdachte, geschützte Deckbereiche mit Sitzecken und Liegen. Ob die Sitzgelegenheiten bei voller Belegung – speziell an Seetagen - ausreichen, bleibt abzuwarten.
Das Pooldeck hatte einen überwiegend überdachten Bereich mit Platz für einige Liegen und den Lido Grill. Der erhöht gelegene Pool versperrte allerdings die Aussicht. Das über dem Pool gelegene Laufdeck war als Joggingstrecke reserviert und konnte leider nicht für weitere Liegen genutzt werden.
Wir bewohnten auf der WORLD VOYAGER eine 21qm große Verandakabine. Der Balkon maß weitere 4qm. Die Kabine überzeugte durch viele nützliche Details, ausreichend normale und USB-Steckdosen. Ein einfach zu bedienendes und durchdachtes Lichtsystem mit indirekter Beleuchtung eines großen Flachbildschirms, Nachtlicht im Bad und innen beleuchtete Kleiderschränke fielen uns positiv auf. Die Betten waren mit 80cm relativ schmal. Die getrennten Matratzen übertrugen jede Bewegung auf das Nachbarbett.
Das Bad war hervorragend. Die schick gestaltete Duschkabine mit Sitzbank und Massagedüsen sowie Regenwalddusche sucht ihresgleichen. Verschiedene Kosmetikartikel (Duschgel, Shampoo, Spülung) in umweltfreundlichen Nachfüllflaschen waren vorhanden.
Eine Minibar war mit kostenpflichten Getränken bestückt und frisches, gesprudeltes und stilles Wasser standen in Flaschen kostenlos zur Verfügung. Eine Nespresso-Maschine, ein Wassserkocher und Teebeutel warteten auf ihren Einsatz.
Gastronomie:
Wegen der Corona-Pandemie wurden auf der WORLD VOYAGER alle Mahlzeiten am Tisch serviert.
Zum Frühstück wurden jeden Tag sehr ähnliche, wenn auch unterschiedlich zusammengestellte Brotkörbe, Aufschnittplatten und Obstteller serviert. Verschiedene warme Gerichte rundeten das Angebot ab. Die Säfte waren qualitativ schwach. Individuelle Wünsche konnten in der Regel nicht erfüllt werden, da es nur ein standardisiertes Angebot gab.
Das Mittag- und das Abendessen bestanden aus fünf Gängen und waren von guter Qualität. Die Suppen waren gut gewürzt, die Salate hingegen einseitig mit mutmaßlichen Fertigdressings.
Mittags konnte man alternativ am Lido-Grill auf dem Pooldeck warme Snacks bestellen.
Service:
Die Qualität des Services war im Restaurant trotz der geringen Passagierbelegung vor allem beim Frühstück unterdurchschnittlich. Bestellte Speisen wurden zu spät oder gar nicht serviert. Die Kellner waren in 12 Tagen nicht in der Lage, sich Standardwünsche zu merken. Ein Teil des Restaurantpersonals war unmotiviert bei der Arbeit, was offensichtlich zum Teil auf mangelnde Schulung zurückzuführen war. Die Vertreter von Nicko Cruises waren hingegen kpmpetent und engagiert.
Unterhaltung:
Eine Lektorin hielt täglich Vorträge über die angelaufenen Inseln. Zwei Alleinunterhalter spielten zur Kaffeestunde und abends in der Lounge. Eine Brückenführung und die Besichtigung des Maschinenraums wurden angeboten.
Ein Schiff dieser Größenordnung sollte davon leben, dass den Passagieren kleine besondere Erlebnisse ermöglicht werden. Anders als auf den vorhergegangen Kreuzfahrten der WORLD VOYAGER wurde auf unserer Reise nur eine Zodiac-Ausfahrt gemacht, die Brücke wurde nur ungern geöffnet und es fand kein Deck-BBQ statt. Genau das wären die I-Tüpfelchen der Reise gewesen.
Sport/Wellness:
Es gab einen Spa und ein kleines Fitnesszentrum. Kurse wurden leider nicht angeboten.
Der Pool an Deck war mit Salzwasser gefüllt, allerdings nur ca. 1,2 m tief. Das darüber gelegene Deck war fürs Joggen vorgesehen und durfte daher nicht für weitere Liegen genutzt werden.
Nebenkosten:
Die Getränkepreise auf der WORLD VOYAGER waren moderat. Portugiesischen Rotwein bekam man ab 16 Euro pro Flasche, 0,5l Bier kosteten 4,50 Euro. Wasser war überall kostenfrei zu erhalten.
Landausflüge waren individuell coronabedingt nicht möglich. Die organsierten Landausflüge waren recht teuer. Ein Stadtrundgang schlug mit 40 Euro zu Buche. Halbtagesausflüge kosteten zwischen 35 und 65 Euro.
Dresscode:
Tagsüber war der Dresscode leger, abends zog man sich in der Regel etwas um. Am Galaabend wurde Sakko oder Anzug getragen. Man sah vereinzelt auch Krawatten.
Tipps/Empfehlungen:
Auch wenn der Expeditionscharakter des Schiffs betont wird, muss man davon ausgehen, dass die WORLD VOYAGER wie ein normales Kreuzfahrtschiff geführt wird.
Besonderheiten:
Einmalig ist, dass der Bug komplett für Passagiere frei gegeben ist und dank einer umlaufenden Sitzbank zum Bleiben einlädt. Von hier hat man bei allen Manövern den perfekten Blick.
Die WORLD VOYAGER ist von Nicko Cruises nur gechartert. Die Einflußmöglichkeit auf das nautische und das Hotelpersonal sind dadurch offensichtlich nur gering.